Das Ende des Jahres naht und Silvester steht uns und unseren Hunden bevor. Für manche Hunde die grauenvollste Nacht des Jahres, während andere Hunde scheinbar kein Problem damit haben.
Egal ob dein Hund ein Thema mit Silvester hat oder nicht, du solltest tätig werden. Lass den Tag nicht unvorbereitet auf dich und deinen Hund zukommen. Ein Hund kann jederzeit im Laufe seines gesamten Lebens eine Geräuschangst entwickeln. Das bedeutet, wenn dein Hund die letzten drei, vier, oder fünf Jahre keine Probleme mit Silvester hatte, kann er immer noch, jederzeit, plötzlich Ängste entwickeln.
Die gute Nachricht: du kannst mit wenig Aufwand vorbeugen und präventiv dafür sorgen, dass dein Hund auch in den kommenden Jahren, keine Silvesterangst – bzw. Geräuschangst hat.
Wir haben eine Sammlung verschiedener Möglichkeiten für dich erstellt, die dir einen Überblick gibt und bei der du auswählen kannst, was für dich und deinen Hund am sinnvollsten ist.
Du erfährst in diesem Beitrag
- welche Möglichkeiten es gibt um präventiv zu handeln. Also so, dass bei deinem Hund erst gar keine Unsicherheiten, Ängste oder Paniken entstehen (bzgl. Silvesterangst bzw. Geräuschangst).
- welche Managementmöglichkeiten es gibt um notfalltechnisch deinen Hund gut durch die schlimme Zeit zu begleiten.
- die effektivsten Trainingsmethoden, welche nahhaltig deinem Hund, Angst und Panik nehmen können.
- Informationen zur Unterstützung durch verschiedene Präparate: Medikation, Nahrungsergänzungsmittel und Andere.
Welche Möglichkeiten gibt es?
- Training:
Gutes und nachhaltiges Training benötigt Zeit und Struktur, denn es wird sich in kleinen Schritten voran gearbeitet. Nur so kann die Emotion Angst nach und nach verändert werden. Egal ob Gegenkonditionierung, Desensibilisierung oder Entspannungstraining. Möchtest du an der Angst deines Hundes nachhaltig etwas verändern, musst du früh genug und gut betreut einen angepassten Trainingsplan zur Hand haben und starten. Zwei Wochen vor Silvester, bist du für Training zu spät dran. Sinn macht Training immer.
- Management:
Generell und im Hinblick auf die Silvesterproblematik eine sehr wichtige Maßnahme, um Stressoren zu minimieren oder auszumerzen. Da kann richtig viel getan werden.
Management macht immer dann Sinn, wo (noch) nicht trainiert werden kann. Es ist keine Langzeitlösung sondern „nur“ eine Art Helfer in Not. Immer dann, wenn schnell eine gute Lösung her muss, weil z.B. angstauslösende Reize nicht vermieden werden können, greifen wir auf Management zurück. Die Tage an und um Silvester herum: Ob es die Anpassung der Gassizeiten sind, das Schließen der Fenster, das Runterlassen der Rollos, oder, oder, oder… Alles sehr hilfreiche Managementmaßnahmen.
- Schul- und naturheilkundliche Medizin:
Je nach dem, wie stark die Angst eines Hundes ist und ob er sich im panischen Bereich befindet, gibt es verschiedene Präparate, die ihm helfen können. Ein prinzipielles Verteufeln dieser ist nicht nötig, denn damit könntest du euch das Leben unnötig erschweren. Genauso sollte die Gabe von Präparaten aber auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Egal ob frei verkäuflich oder verschreibungspflichtig: Wechselwirkungen, Nebenwirkungen und Wirkungsweisen müssen mit dem Tierarzt / der Tierärztin des Vertrauens abgesprochen werden, denn auch die Vergabe von Präparaten ist immer sehr individuell zu betrachten.
Bei leichten bis mittelmäßigen Ängsten kann gut mit freiverkäuflichen Mitteln geholfen werden. Hat ein Hund starke Ängste und richtig Panik, sollten zur Unterstützung schulmedizinische Mittel in Betracht gezogen werden.
So erkennst du, ob dein Hund Angst hat:
Es gibt verschiedene Stressreaktionen die auf Angst deuten. Ein paar Beispiele: Kein Futter nehmen können, erhöhtes Speicheln, Hecheln, runder Rücken mit angelegter Rute, eingeklemmte Rute, weit zurückgelegte Ohren, weit aufgerissene Augen (das weiße in den Augen ist zu sehen) und geduckte Körperhaltung. Weitere beispielhafte Anzeichen für Angst sind, verkriechen in Ecken, gar nicht mehr bewegen oder übermäßig viel Bewegen – schnelles und unruhiges hin- und her Laufen, ohne Ruhe an einem sicheren Ort zu finden.Welche Kombination aus den verschiedenen Stressreaktionen ein Hund zeigt, ist -wie immer- individuell. Angst sieht nicht bei allen Hunden gleich aus.
Wie stark die Angst deines Hundes ist, erkennst du an all den Dingen, die dein Hund trotz Angst noch tun kann. Kann er Futter nehmen, lässt sich Ablenken, kann trinken gehen oder sich Schütteln, dann bewegt sich dein Hund im Bereich “leichte bis mittlere Angst”. Ist er gar nicht mehr ansprechbar, apathisch, löst vor Angst Blase und Darm und schlimmer, dann befindet sich dein Hund im Bereich der “starken Angst bis Panik”.
Die Biologie dahinter:
Die Emotion Angst ist aus biologischer Sicht für ein Lebewesen überlebenswichtig. Geräusche die laut sind und plötzlich auftreten, können potentiell eine Gefahr für die eigene Unversehrtheit darstellen. Deshalb gelten solche Geräusche genetisch bedingt als Angstauslöser.
Das Gehirn und der Organismus des Hundes reagieren auf sie sehr schnell und alarmierend, damit das Lebewesen sich in Sicherheit bringen kann. Um das eigene Überleben nicht zu gefährden hat Mutter Natur dafür gesorgt, dass Lebewesen immer früher erkennen können, wann es für sie wieder gefährlich werden könnte (die Angst vor der Angst). So kommt es bei solchen Angstauslösern zu einer schnellen sogenannten Generalisierung, bei der der Organismus ähnliche Reize in die gleiche Gefahrenschublade steckt.
Es werden die „Vorboten“ der Angstauslösenden Reize gesucht und gefunden (z.B. bei Gewitterangst -> die Luftfeuchtigkeit oder der bewölkte Himmel sind Vorboten für Gewitter und lösen schon die Angst aus).
Es werden die „Vorboten“ der Angstauslösenden Reize gesucht und gefunden (z.B. bei Gewitterangst -> die Luftfeuchtigkeit oder der bewölkte Himmel sind Vorboten für Gewitter und lösen schon die Angst aus).
Die Angst verbreitet sich schnell und wird allgemeiner, da immer mehr Geräusche mit ähnlichem Klang als gefährlich eingestuft werden. In unserem Silvester-Fall, könnte beispielsweise die Angst vor knallenden Böllern dazu führen, dass kurze Zeit später Angst vor Donner entsteht.
Diese Angst kann sich weiter entwickeln, sodass der Hund beispielsweise auch Angst vor zuknallenden Autotüren entwickelt. Gleiches gilt auch für Gerüche und Lichter.
Diese Angst kann sich weiter entwickeln, sodass der Hund beispielsweise auch Angst vor zuknallenden Autotüren entwickelt. Gleiches gilt auch für Gerüche und Lichter.
Ist das immer so?
All das muss nicht genau auftreten, wie in den genannten Beispielen. Es kann auch alles zusammen auftreten. Eine Kombination aus Angstauslösern, die der Hund riechen, sehen und hören kann. Alles was an die schlimme Silvesterangst erinnert, kann zu einem Angstauslöser im Alltag und das ganze Jahr über werden. Manchmal ist es für die Halter gar nicht mehr zu erkennen, dass die Angst ihres Hundes im normalen Alltag, ihren Ursprung in der Silvesternacht hat.
Je mehr angstauslösende Reize auf einen Hund einprasseln und je länger dieser Zustand anhält, ohne dass der Hund eine Strategie hat, den Stress zu minimieren oder bewältigen, desto schneller und intensiver werden die Angstreaktionen des Hundes werden. Deshalb braucht es hierbei dringend Unterstützung unsererseits.
Es ist also wirklich äußerst wichtig, dem Hund dabei zu helfen, Bewältigungsstrategien zu lernen und zu nutzen.
Ein letzter, wichtiger Hinweis: Es ist wissenschaftlich erweisen, dass die Emotion Angst nicht durch Zuneigung verstärkt werden kann.
Das bedeutet, dass wir mit unserer Zuneigung die Angst unserer Hunde nicht bestätigen und verstärken. Ganz im Gegenteil, unsere soziale Zuwendung und Unterstützung ist ihnen eine große Hilfe.
Sie brauchen sie! Es ist also wirklich nicht nötig den Hund zu ignorieren wenn er Angst empfindet. Unter Umständen verschlimmert das Ignorieren sogar das Angstgefühl, wenn der Hund merkt, dass er auf sich alleine gestellt ist und seine Sozialpartner nicht für Sicherheit sorgen und die Gefahr gar nicht wahrnehmen.
Das bedeutet, dass wir mit unserer Zuneigung die Angst unserer Hunde nicht bestätigen und verstärken. Ganz im Gegenteil, unsere soziale Zuwendung und Unterstützung ist ihnen eine große Hilfe.
Sie brauchen sie! Es ist also wirklich nicht nötig den Hund zu ignorieren wenn er Angst empfindet. Unter Umständen verschlimmert das Ignorieren sogar das Angstgefühl, wenn der Hund merkt, dass er auf sich alleine gestellt ist und seine Sozialpartner nicht für Sicherheit sorgen und die Gefahr gar nicht wahrnehmen.
Ein einfaches und gutes Hilfsmittel ist die Aufmerksamkeitsteilung:
Je mehr Optionen zur Aufmerksamkeitsteilung für den Hund geboten werden, desto weniger kann die volle Aufmerksamkeit auf die Silvester- Angst gerichtet werden. Aufmerksamkeitsteilung können wir durch Futterangebote, Spielangebote, Management und Training erreichen.
Je mehr Optionen zur Aufmerksamkeitsteilung für den Hund geboten werden, desto weniger kann die volle Aufmerksamkeit auf die Silvester- Angst gerichtet werden. Aufmerksamkeitsteilung können wir durch Futterangebote, Spielangebote, Management und Training erreichen.
Managementmaßnahmen:
- Hunde an und um Silvester gut Sichern. Am besten doppelt absichern. Leine dran, an ein gut sitzendem Geschirr und Halsband. Bei Hunden aus dem Tierschutz und Hunden, die generell ängstlich und schreckhaft sind, ist ein Sicherheitsgeschirr ein Musthave.
- Lass deinen Hund ab dem Feuerwerksverkaufsdatum (29.12.) nicht mehr ohne Leine oder Schleppleine laufen. Denn ab dem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es irgendwo in der Ferne oder Nähe knallen kann. Zu viele Hunde erschrecken sich und flüchten daraufhin. 2021 meldete Tasso, 454(!) entlaufene Hunde an Silvester.
- Schließe eine Registrierung bei Tasso ab. Diese ist Kostenlos und eine große Hilfe, sollte dein Hund entlaufen. Ganz unabhängig von Silvester.
- Sei vorbereitet. Rechne damit, dass es -je nach Wohnumgebung- bereits vor dem 31.12. um Mitternacht losgehen kann. Bedenke auch dass, es nach Silvester einige Tage oder Wochen dauern kann, bis wirklich kein Knaller mehr zu hören ist.
- Wenn Kinder in der Nachbarschaft leben und ihr einen guten Draht zueinander habt, dann sprich mit ihnen. Bitte die Kinder darum, die Knallerei nicht direkt vor eurem Haus abzuhalten und erst um 00.00h loszulegen. Viele Kinder haben Verständnis für Tiere und mit einer kleinen Aufmerksamkeit, kommen sie der Bitte bestimmt gerne nach.
- Lass deinen Hund nicht in die Nähe von dem Knallen. Am besten seid ihr gar nicht draußen, wenn es soweit ist und habt schon vorher alles nötige erledigt.
- Ferienunterkunft in einer Einöde mieten. Gerade für Hunde, die in größeren Städten leben und/oder mit sehr starken Ängsten zu kämpfen haben, eine gute Strategie um dem Schlimmsten aus dem Weg zu gehen. Je weniger Einwohner, desto schneller ist es wieder vorbei.
- Besteht die Option einer Ferienunterkunft nicht, dann verbringe Silvester mit deinem Hund zu Hause, nicht in fremder Umgebung wie beispielsweise bei Freunden. Es wird ihm eine Hilfe sein, sich in seinem gewohnten Umfeld aufzuhalten. Lade deine Freunde deshalb lieber zu dir ein.
- Sorge für hilfreiche Beschäftigungen um Mitternacht für deinen Hund. Bietest du ihm ein großes Angebot an Futter und Snacks in verschiedenen Varianten gleichzeitig an, hat er die Möglichkeit sich mit der Variante zu beschäftigen, mit der er sich am leichtesten auseinandersetzen kann und die ihm damit gleichzeitig am meisten hilft. Er kann dadurch selbstständig etwas tun um sich besser zu fühlen. Solche Beschäftigungen sorgen dafür, dass der Hund eine Aufmerksamkeitsteilung erlebt und sich nicht ausschließlich auf das Geböller draußen konzentrieren kann. Ein paar Ideen hierfür: Schnüffelteppich, Likimat, Langkausnack, Schnellkausnack, In Papprolle gepackte Snacks zum Auspacken, Futterball, Quetschie/ Futtertube; gefüllter – gefrorener Kong, usw.
- Schließe die Fenster und lass die Rollos herunter, um die Lärmkulisse etwas abzudämpfen.
- Auf die Autobahn fahren: Einige fahren um Mitternacht auf der Autobahn, um so dem Lärm zu entkommen. Auch das ist eine Möglichkeit.
- Radio oder Musik laufen lassen. Bitte hierbei auf die Lautstärke achten, um nicht aus Versehen zusätzlichen Stress zu verursachen. Des Weiteren kann das sogenannte „White Noise“ abgespielt werden. White Noise „verschluckt“ Feuerwerksgeräusche.
- Auch den Fernseher laufen zu lassen kann eine Hilfe sein. Achtung auch hierbei bitte! Meist ertönen um 00.00 Uhr in den Sendungen ebenfalls Feuerwerksgeräusche.
- Sei da um deinen Hund zu Unterstützen und lass deinen Hund nicht alleine mit der Situation und seiner Angst. Sprich ihm gut zu, massiere ihn beruhigend oder streichle ihn -wenn er das in dem Moment mag- (social support). Versteckt er sich zwischen deinen Beinen oder hüpft auf deinen Schoß, lass es zu und gibt ihm den Schutz und die Sicherheit, die er in diesem Moment so dringend benötigt.
- Lass deinen Hund generell nicht alleine an Silvester. Es besteht die Gefahr, dass er die Verknüpfung herstellt, dass alleine sein eine sehr große Gefahr birgt. Nachhaltig kann das dann dazu führen, dass er zukünftig ein Problem mit dem Alleinebleiben im Alltag entwickelt, aus Angst, das Geknalle und Geböller könnte wieder losgehen.
- Gehe mit deinem Hund raus, wenn’s noch Hell ist. Am besten nicht mehr nach 17.00h und da, wo das Risiko für Knaller gemindert wird. Statt im Stadtpark also lieber im Wald oder auf dem Feld.
- Dein Hund sucht sich aus, wo er sich wohl fühlt und darf sich dort aufhalten. Egal ob unterm Tisch, im Bad, der Badewanne, im Keller, oder sonst wo. Sucht dein Hund zu Silvester einen sonst ungewöhnlichen Platz für sich heraus, tut er das, weil er die Hoffnung hat dort Sicherheit zu finden. Lass ihn dort und sei für ihn da in seiner Nähe.
- „Schön Füttern“: Kann dein Hund Futter nehmen und hat sogar keine Angst? Super! Dann füttere ihn für jedes laute Geräusch mit Leckereien. Damit sorgst du dafür, dass es so bleibt und er weiterhin keine Angst entwickelt.
- Hat dein Hund eine Box oder eine Ruhezone/ Sicherheitszone? Hänge sie mit Decken ab, damit die Geräusche und Lichtblitze weiter abgedämpft werden können. Sperr ihn nicht dort ein.
- Beschäftige deinen Hund währenddessen (Mitternacht). Ihr dürft zergeln, spielen, Futterpartys schmeißen – ganz egal was ihr tut! Hauptsache ihr macht schöne Dinge, die deinem Hund Spaß machen. Was dem Hund Spaß macht, hilft ihm auch gleichzeitig durch die schwere Situation zu kommen. Die guten Gefühle, dämpfen die Angstgefühle ab.
- Isometrische Übungen: Hierbei wird Druck auf bestimmte Körperteile ausgeübt, so dass der Muskel anspannt. Dann lässt der Druck schnell nach und die Muskelspannung damit auch. Mit Isometrischen Übungen können Hunde unterstützt werden, die diese Übungen schon kennen und Hunde, die sich in aufregenden Situationen, von sich aus schon, an die Beine der Menschen anlehnen/drücken. Die An- und Entspannung der Muskulatur hilft den Hunden beim „Herunterfahren“.
- Tellington Touches: Auch die TTouches helfen zur Entspannung und Stressabbau über Berührungen, die unter anderem mit Körperbändern am Hund ausgeübt werden.
Trainingsmaßnahmen:
- Konditioniertes Entspannungssignal:
Ein Signal welches, sobald es auftritt, automatisch im Hund Entspannung auslöst. Das Signal kann z.B. ein Duft, ein Wort oder auch eine bestimmte Musik sein. Hast du mit deinem Hund ein konditioniertes Entspannungssignal aufgebaut, besitzt ihr ein starkes und wertvolles Hilfsmittel für die Silvesternacht. Alleine das Signal wird euch wahrscheinlich nicht reichen, um die Nacht zu überstehen, aber in Kombination mit anderen Helferleins ist sie ein sehr starkes Werkzeug. Lade sie also vor Silvester gut auf, damit sie mit voller Wirkung unterstützen kann, wenn sie am meisten gebraucht wird. Hast du noch kein konditioniertes Entspannungssignal, dann Beginne so bald wie möglich. Noch hast du Zeit es aufzubauen. - Ruhezone/ Sicherheitszone:
Erstelle einen Ort der Sicherheit und Ruhe für deinen Hund. Sein eigenes kleines Reich in dem er entscheiden darf, was passiert und was nicht. Vor allem zu Silvester ist dieser Ort eine sehr große Hilfe für viele Hunde um mit den Ängsten zurecht zu kommen. Seine Wirkung wird oft unterschätzt. Doch eine richtig aufgebaute Sicherheitszone ist Gold wert, für jeden Hund und zu jeder Jahreszeit. Auch um diesen Ort zu gestalten und aufzubauen ist es noch nicht zu spät! - Desensibilisierung:
Über das Training mit Desensibilisierung, lernt ein Hund, ein Geräusch, welches ihn zu starken Reaktionen bringt, als unwichtig und uninteressant zu empfinden. Hierbei muss sehr kleinschrittig und gut betreut (mit Trainer:innen) vorgegangen werden.
Der stressauslösende Reiz wird unterhalb der „Stressschwelle“ präsentiert. Hierbei ist es sehr wichtig, die Körpersprache der Hunde im Detail zu kennen, damit keine Fehler im Training entstehen. Durch dieses Training wird das aktuelle Verhalten, welches in Verbindung mit dem Reiz gezeigt wird, aus dem Verhaltensrepertoire des Hundes gelöscht. Der Hund „gewöhnt“ sich an den Reiz. Er kann dadurch als unwichtig und ungefährlich eingestuft werden. Ein Reiz, auf den der Hund nicht mehr regieren muss. Auch für dieses Training ist es noch nicht zu spät! - Gegenkonditionierung:
Auch hier muss die Stressschwelle genau berücksichtigt werden, um Trainingsfehler zu vermeiden. Deshalb ist auch hier das Training auf eigene Faust nicht unbedingt empfehlenswert. Sicherer bist du unter Anweisungen von guten Trainer:innen. Im Gehirn des Hundes wird die ursprüngliche Bedeutung des Auslösers verändert. Der Reiz, der vorher den Hund in Alarmbereitschaft versetzt hat, löst jetzt keine Angstreaktion mehr aus, sondern Freude und positive Erwartung. Die Gegenkonditionierung kann jeder Zeit gestartet werden. Je früher, desto besser, denn auch sie benötigt ihre Zeit. - Thundershirt:
Das Thundershirt ist ein eng am Körper des Hundes anliegendes Shirt. Studien konnten einen beruhigenden Ersteffekt festgestellt. Trotzdem muss das Shirt klassisch konditioniert werden und dem Hund auch nachhaltig in Verbindung mit Ruhe beigebracht werden, damit es an Silvester auch wirklich unterstützen kann. Wird dem Hund das Shirt ohne jegliche Vorerfahrung dann angezogen, wenn es plötzlich laut ist, blitzt und knallt, wir das Shirt auch genau diese Bedeutung bekommen und eher Stress auslösen. Der in Studien festgestellte Ersteffekt wird nicht ausreichen um einen ängstlichen Hund in der Silvesternacht spontan unterstützen zu können. - Keep Going Signal:
Kennt dein Hund ein Keep-Going-Signal, kann euch das an Silvester auch eine Hilfe von Knaller zu Knaller sein. Das Keep-Going-Signal (KGS) erklärt dem Hund „halte noch einen Moment aus, dein Markersignal und die daraufhin versprochene Belohnung folgt gleich“. Es fungiert also als Brücke. Den Hunden fällt es mit dem Signal leichter, länger „am Ball zu bleiben“. So wird weniger Frust ausgelöst und es entstehen schneller gute Gefühle, weil der Hund sich sicher sein kann, dass gleich eine Belohnung folgt.
In Bezug auf Silvester, konzentriert sich der Hund auf den Menschen und das was er sagt, um den Moment des Markersignals nicht zu verpassen und sich seine Belohnung zu holen. Dadurch können die Silvestergeräusche etwas mehr in den Hintergrund rücken, was sie erträglicher macht.
Stichwort: Aufmerksamkeitsteilung. - Relaxo Dog, Reaggy – Musik und Klassische Musik:
haben alle -ähnlich wie das Thundershirt- einen einmalig beruhigenden Effekt auf Hunde. Ein angstlösender Effekt konnte jedoch nicht festgestellt werden. Deshalb auch hier, wenn so etwas als helfendes Werkzeug für die Silvesternacht genutzt werden sollte, dann muss es über Entspannungstrainig erst einmal gekoppelt werden, damit es auch wirklich unterstützt. In einem so gewaltigem Setting wie an Silvester, wird ein einfacher, beruhigender Effekt alleine, ohne Training nicht genügend bewirken können. - Mutt Muffs:
Bezeichnet einen speziellen Gehörschutz für Hunde. Diese dämpfen Geräusche für die sensiblen Hundeohren ab. Auch hier bedarf es erst an Training und Gewöhnung. Einfach aufsetzen ist nicht die beste Idee. Erst wenn der Hund diese als ungefährlich und angenehm kennenlernt, können sie einen Mehrwert an Silvester bieten. - Tricks:
Generell kann aus dem Trainingsbereich jeder Trick genutzt werden, der die Stimmung beim Hund aufhellt. Achte dabei auf deinen Hund. Möchte er einen Trick nicht ausführen, dann ist das okay. Tricks sollen für das Wohlbefinden des Hundes sein. - Dummysuche, Geruchssuche:
Tun deinem Hund solche Aufgaben mit hoher Konzentration gut, dann lass ihn diese Aufgaben ausüben. Mach es ihm leicht, auch wenn er normalerweise schwerere Aufgaben meistern kann. In diesem speziellen Kontext geht es darum, dass dein Hund ganz sicher und schnell Erfolge erzielen kann um gute Gefühle zu fühlen. Kann er die Aufgaben nicht ausführen, weil sie im Hinblick auf den starken Hintergrundstress zu anstrengend sind, zwinge ihn nicht dazu und macht etwas anderes, einfacheres zusammen.
Medizin bei Silvesterangst
Bei Hunden die eine sehr starke Angst an Silvester empfinden, oder sogar panisch reagieren, erleichtert die medizinische Unterstützung das Leiden.
Du findest hier, eine Auflistung verschiedener Präparate. Bitte sprich die Gabe jeglicher Präparate mit deinem Tierarzt ab und verabreiche sie nicht ohne Rücksprache auf eigene Faust. Egal ob pflanzlich oder freiverkäuflich: Auch die Gabe solcher Präparate muss individuell angepasst werden.
Je nach Alter, Gesundheitsstatus und eventuell bereits vorliegenden gesundheitlichen Themen, die bereits mit anderen Präparaten in Verbindung stehen, kann die Gabe vom gleichen Mittel unterschiedlich ausfallen.
Je nach Alter, Gesundheitsstatus und eventuell bereits vorliegenden gesundheitlichen Themen, die bereits mit anderen Präparaten in Verbindung stehen, kann die Gabe vom gleichen Mittel unterschiedlich ausfallen.
Welche Dosis soll der Hund wann, wie oft bekommen? Wirkungsweise, Wechselwirkungen und Nebenwirkungen müssen berücksichtigt werden, deshalb ist in dieser Angelegenheit, die Absprache mit Menschen vom Fach äußerst wichtig.
Mittel die den Hund körperlich betäuben, mental aber keine angstlösende Wirkung haben, müssen vermieden werden! Diese Mittel sorgen dafür, dass der Hund seine starke Angst oder Panik unverändert empfinden kann (wie ohne das Mittel), körperlich darauf aber nicht reagieren kann. Er kann nicht flüchten oder sich verkriechen, da der Körper ruhig gestellt wurde.
Das betrifft den Wirkstoff Acepromazin als Neuroleptikum und Sedativum, welcher in den Präparaten von Sedalin, Vetranquil, Calmivet oder Prequillan zu finden ist.
Naturheilkundlichen Medikamente sind frei verkäuflich und für Hunde geeignet, die zwar verunsichert und verängstigt reagieren, jedoch nicht völliger Angst und Panik unterlegen sind:
- Zylkene: sind Kapseln zur oralen Einnahme. Zylkene ist ein Ergänzungsfuttermittel, welches ein bestimmtes Milchprotein (Alpha-Casozepin) beinhaltet. Dieses hat einen Angst lindernden und anspannungslösenden Effekt auf Hunde, die in ihrer Welpenzeit, lange genug von der Mutterhündin gesäugt wurden. Die Wirkung setzt nach mehreren Tagen bis Wochen ein, deshalb sollte die Anwendung mindestens 10 – 14 Tage vor Silvester stattfinden.
- Sedarom: ist ein Nahrungsergänzungsmittel, welches entspannend auf Hunde wirkt. Es enthält B-Vitamine und Aminosäuren. Die Wirkung tritt nach 3-5 Stunden ein.
- Calmex: ein beruhigendes Nahrungsergänzungsmittel, zur Unterstützung akuter Stress- und Angstzuständen. Beinhaltet zwei kombinierte Aminosäuren, Pflanzenextrakt und B-Vitamine. Die Wirkung tritt schnell ein und hält um die sechs Stunden.
- Melatonin: hat einen entspannenden Effekt auf Hunde. Die Wirkung hält einige Stunden. Auf dem Markt gibt es kein zugelassenes Melatonin-Präparat für Hunde. Stattdessen gibt es viele freiverkäufliche Produkte, die dem Hund verabreicht werden können. Ob Melatonin eingesetzt werden sollte und welches Präparat in Frage käme, muss immer im Einzelfall geprüft und mit Rücksprache vom Tierarzt entschieden werden.
- CBD-Öl: soll gegen Unruhen und Angst Einfluss haben. Allerdings konnte die Wirksamkeit von CBD bisher wissenschaftlich noch nicht bestätigt werden. Vorsicht ist geboten. Das Präparat sollte unbedingt speziell für Hunde entwickelt sein und gar kein THC-Gehalt beinhalten. THC ist für Hunde giftig und kann für Hunde, in entsprechender Menge lebensgefährlich werden. Aufgrund von Wechselwirkungen und passender Dosierung, etc. muss auch hier unbedingt ein Tierarzt konsultiert werden.
- D.A.P.: ist die Kurzform für das Dog Appeasing Pheromone. Das Pheromon wirkt beruhigend auf ängstliche oder gestresste Hunde. Das Beruhigungs-Pheromon wird von der Mutterhündin ab 3-5 Tage nach der Geburt beim Säugen der Welpen abgesondert. Das Pheromon ist eine gute Option, für Hunde, die im Welpenalter von der Mutterhündin gesäugt wurden. Die Forschung hat die Wirksamkeit von D.A.P. bei Welpen und erwachsenen Hunden belegen können. D.A.P. findet sich in den Präparaten von Adaptil, in verschiedenen Formen: Als Zerstäuber, als Spray, Halsband oder Kausnack.
Schulmedizinische Medikamente mit angstlösender Wirkung sollten bei Hunden zum Einsatz kommen, die ihrer Angst und Panik völlig ergeben sind. Hunde die keine Kontrolle mehr über sich haben und alles tun würden, um sich vor der Gefahr zu schützen, oder Hunde, die sich panisch zitternd in Ecken aufhalten und sich nicht mehr Rühren können. Hunde, die keine Unterstützung von ihren Haltern annehmen können:
- Alprazolam & Diazepam: ist ein Beruhigungsmittel, dass gut bei Silvesterangst verabreicht werden kann. Alprazolam wirkt zusätzlich enthemmend, was unbedingt berücksichtig werden sollte, wenn der Hund zu aggressionsverhalten neigt. Wirkt maximal 5 Stunden und muss dem Tier verabreicht werden, wenn es ihm noch gut geht.
- Dexmedetomidin (Sileo): Lindert akute Geräuschangst und/oder Furcht bei Hunden. Es ist als Gel erhältlich, welches in die Mundhöhle verabreicht wird. Aufgenommen wird es über die Schleimhäute. Deshalb sollte der Hund dieses Mittel nicht schlucken. Seit der speziellen Zulassung dieses Präparates gegen akute Geräuschangst und Furcht beim Hund, dürfen Tierärzte offiziell keine Präparate mehr aus dem human medizinischen Bereich verschreiben (zb. Alprazolam & Diazepam).
Als effektivste Vorgehensweise gegen Silvesterangst (bzw. Geräuschangst) hat sich eine Kombination aus Gegenkonditionierung, Desensibilisierung, konditionierte Entspannung (Entspannungstraining) und (wenn nötig) medizinische Unterstützung, in Form von Angstlösern erwiesen.
Möchtest du dir und deinem Hund die Silvester- bzw. Geräuschangst vom Halse schaffen?
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Wir Arbeiten uns Schritt für Schritt mit den -oben genannten- kombinierten Trainingsmitteln gemeinsam in ein angstfreies Leben an und um Silvester.
Wir wünschen dir und deiner Fellnase alles Gute und dass ihr sicher durch die aufregende Silvesterzeit kommt.
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